Für
Albert B. und mich beginnt unsere diesjährige Tour am Sonntag,
den 28. März 1993 mit dem Lufthansaflug von Hamburg (6.50 Uhr)
über Frankfurt nach Tunis (Ankunft 11.40 Uhr). Unsere beiden
Fahrräder kommen heil an, aber Alberts Isomatte und die
Stangen für unser kleines, billiges Igluzelt sind weg. Sie
waren offenbar zu lose an den Gepäcktaschen
befestigt. Wie in den
Jahren zuvor nehmen wir den Nachtzug nach Metlaoui (ab Tunis um 21.20
Uhr, Kosten 16 Dinar plus 5,100 Dinar für jedes Fahrrad). Die
Zeit vor der Abfahrt verbringen wir in Sidi Bou Said und am Flughafen,
wo wir noch nach dem fehlenden Gepäck forschen.
Am 29. März kommen wir gegen 8 Uhr mit ziemlicher Verspätung in Metlaoui an. Um Zeit zu sparen, wollen wir mit
dem Bus weiter nach Nefta, doch die Busse sind alle voll belegt. Also fahren wir die
51 KM nach Tozeur mit dem Rad, wo wir wegen des starken Gegenwindes erst
gegen 14 Uhr ankommen. Von hier nehmen wir ein Taxi bis zur algerischen Grenze
– Kosten 25 Dinar (ca. 40 DM). Den Grenzübergang erledigen wir
per Rad und fahren dann sofort mit einem Taxi weiter nach El Oued (600 alg. Dinar = 40 DM). Im
Auto kommen wir mit dem Fahrer ins Gespräch und da er lieber
französische Franc haben möchte ist er bereit uns im Gegenzug bis Touggourt zu
bringen. Wir bezahlen am Ende 200 FF, 1 Pullover, sowie Schokolade und Bonbons
für seine 6 Kinder.
In Touggourt übernachten wir
in einem Armeezelt im Camp de Jeunesse et de Loisirs (Kosten 50 Dinar/Pers.).
Am Dienstag, den 30. März ergattern wir nach einigen vergeblichen
Versuchen ein Taxi zu bekommen, zwei Plätze in einem Bus nach Ouargla. Laut Straßenschild beträgt
die Entfernung 160 KM. Wir durchfahren eine ziemlich trostlose Gegend und erreichen gegen 13 Uhr Ouargla.
Wir holen unsere Fahrräder und das Gepäck aus dem Stauraum unterm Bus und sind gerade wieder startklar
beladen als ein Schaffner uns durch aufgeregte Gesten verdeutlicht, dass offenbar eben ein Bus nach
Gahrdaia gestartet ist. Wir sehen den anfahrenden Bus, rennen mit unseren Rädern hin und winken. Der Bus hält
tatsächlich noch einmal. Also das eben verstaute Gepäck wieder runter von Rad, Lenker umgelegt und alles
wieder unten hinein in diesen Bus. Endlich haben wir wirklich mal viel Glück gehabt. Wir sind unnserem ersten Etappenziel schon sehr nahe.
Ghardaia
Wir erreichen den zentralen
Busbahnhof in Ghardaia gegen 15.30 Uhr und suchen erst einmal den
Campingplatz auf. Dort bauen wir zum erstenmal unser Zelt auf - ohne Gestänge, mit zwei langen Palmzweigen. Es funktioniert. Die beiden langen, säbelförmigen Zweige werde ich auf den nächsten fast 1000 KM auf meinem Rad
mitführen - und wir werden sie kaum brauchen, da wir in der Regel unterm Sternenzelt schlafen werden.
Anschließend erkunden wir die Stadt, die vor Leben nur so strotzt. Wir lassen uns durch lebhafte Gassen
und über lebendige Märkte treiben. Es ist wie im Märchen. Sonntags noch im kalten Hamburg und am Dienstag
Nachmittag mitten im Orient. Die folgenden Bilder sollen einen kleinen Eindruck von Ghardaia geben.
Die weitere Tour folgt jetzt nur noch in Stichworten. Die KM-Angaben beziehen sich auf die Entfernungen ab Ghardaia, teilweise wird zusätzlich auch die gefahrene Gesamtstrecke seit Tunis angegeben.
31.3.
Nach einer morgendlichen Stadtführung mit dem Sohn des Touristikchefs starten wir gegen 12 Uhr gen Süden. Gegen
18.00 in der Nähe des Oued Ghzalet mit einer Zone agriculture (70 KM hinter Ghardaia) zerbricht der Umwerfer von
Alberts Kettenschaltung. Innerhalb von 20 Minuten bauen wir den Umwerfer ab, kürzen die Kette und legen sie fest
auf den mittleren Zahnkranz vorn und ein mittleres Ritzel hinten. Ab sofort hat Albert keine Gangschaltung mehr,
aber das Rad fährt immerhin noch und vor uns liegen noch knapp 1000 KM!!
Übernachtung auf dem Campingplatz in Hassi Touiel. KM-Stand 77 seit Ghardaia.
1.4.
9.00 Uhr, Abfahrt Hassi Touiel, 11.00 Hassi El Fred, links der Straße (KM 101), 11.30 Zone agriculture
in Vorbereitung, 12.00 Hassi Fahel, 19.00 Lager links der Straße, am Fuße eines einzelnen Tafelberges KM 178.
2.4.
8.45 Start, Gouiret Moussa, ehemal. Café, Reste von Gebäuden, KM 186. 13.00 Hassi Noumar, Brunnen ca.
1 Km hinter kleiner Oase/ Lastwagenhalteplatz, KM 208. 18.00 El Golea (El Meniaa), Camping Le Palmier, KM 278.
3.4.
10.00 Start in El Golea nach Proviantierung auf dem Markt, Rast auf dem Plateau KM 283.
Nach 35 KM Hassi Marroket, Oase, ca. 3 Km abseits der Straße, KM 318. Hier gräbt Albert unter einer
Tamariske eine gut erhaltene Tütensuppenverpackung von Maggi aus, die er hier vor ein paar
Jahren vergraben hat. Um 16 Uhr erreichen wir die Abzweigung nach Timmimoun und rasten
in dem primitiven Café. KM 337. 18.30 Nachtlager bei Hassi Ras El Erg, am Fuße hoher
Sanddünen, 2 Km abseits der Straße, fahrbar KM 381. Eine wunderschöne Gegend,
die auch Otl Aicher in seinem Buch „Gehen in der Wüste“ ausgiebig beschreibt!
4.4.
10.00 später Start, vorher die Dünen durchstreift; 11.30 Abzweigung nach Fort Miribel, 30 Km und
Forage Saret 5 Km bei KM-Stand 395. 13.00 Mittagsrast, 16.30 2 Motorradfahrer aus Zweibrücken
überholen uns, guter Wind aus NO, KM 408 (seit Ghardaia). 20.30 Nachtlager auf völlig ebener
Kieswüste, KM-Stand 497.

5.4.
6.00 aufgestanden, Temperatur 8º, 8.00 Start bei starkem Gegenwind Oued Oum El Karayn bei KM 510.
Erste Zeichen von Vegetation nach der langen Durststrecke über die extrem flache Kieswüste. 12.00
Erdgasfeld, Mittagessen in der Kantine (wir wurden eingeladen und sehr freundlich versorgt),
KM-Stand 532 seit Ghardaia. 14.30 Café Tigouentour, sehr nett, 16.00 Weiterfahrt, Wind aus NO, Störche, KM 542.
20.00 Ain el Hadjadj, steile kilometerlange Abfahrt, Rast in einem trocknenen Wadi unter Akazien KM-Stand 600!
6.4.
9.00 Start nach Reifenpanne (Akaziennadeln!!). Wir haben Rückenwind, und es geht immer noch bergab,
bei glühende Hitze von mehr als 42º im Schatten.
10.30 Oued Rejem, schönes Wadi bei KM 625. Gegen 12.00 rasten wir unter einem provisorischen Sonnensegel.
Ein Schwalbe, der es offenbar auch zu heiß ist, schlüpft zu uns in den Schatten. Sie wirkt fast apathisch.
Albert tränkt sie ein wenig aus seiner Flasche. KM 646. Dann gehts weiter
17.00 Ankunft in In Salah, Campingplatz Amenokal. KM-Stand 696 seit Ghardaia. In Salah besitzt einen
alten Campingplatz - eine einzige Katastrophe - und einen neueren, an der Straße nach Tamanrasset.
Hier beziehen wir eine kleine Lehmhütte mit Strohdach für 110,00 Din. Wir fahren anschließend in
die Stadt und hier gönne ich mir erst einmal einen Barbier - mit meiner eigenen Klinge komme ich ohne
richtigen Rasierschaum nicht mehr durch die Bartstoppeln. Abends genehmigen wir uns in einem kleinen
Hotel neben dem Campingplatz ein kühles Tuborg aus der Dose, schön kalt - zu 150 Din., das teuerste Getränk
auf unserer gesamten Fahrt.
7.4.
9.30 Start Richtung Tamanrasset. Wir haben jede Menge Wasser gebunkert. Bei mir sind es 18 L ,
bei Albert wohl noch mehr. Es ist wahnsinnig heiß und wir wissen nicht, wann die nächste
Möglichkeit besteht, unsere Wasservorräre aufzufüllen. Der Verkehr auf der Tam (Straße nach
Tamanrasset) ist jedenfalls sehr dünn.
Mittagsrast an der Ruine eines ehemaligen Cafés, KM 726. 14.00 Weiterfahrt, treffen Franzosen und ein
Ehepaar aus München, die uns mit Wasser und einigen Apfelsinen versorgen. Gegen 20.30 bei völliger
Dunkelheit Lager rechts der Straße hinter einem Sandhaufen. KM-Stand 796.
8.4.
8.00 Start, Landschaft wird abwechselungsreicher, in der Ferne Berge, Plateauberge. Gegen 15.00 Sanddünen des Erg
Mehedjibat auf der rechten Seite, links Berge bis 800 m. 18.00 Rast in einem Café‚ das von einem
Targi geführt wird. KM 905. Gegen 19 Uhr am Ausgang des Gebirgszuges Adrar Tebelelt Lager zwischen großen Steinen.
KM-Stand 915. Auch um 22.00 noch 25º, um 1 Uhr morgens noch 21º.
9.4.
8.00 Platten repariert - schon wieder waren es Akaziennadeln. Um 10 Uhr legen wir mitten auf der Straße eine Gedenkminute mit Cognac und Grappa für 1000 gefahrene Kilometer seit
Tunis ein - 10 Km vor Arak.
Günstiger Wind, dann biegt die Straße nach Osten, später NO, starker Gegenwind. 13.30
Arak, Café, Touareghütten, Eingang zur Schlucht, KM 978 (seit Ghardaia). 15 Uhr Bordj Hotel, altes frz. Fort,
Ruinen KM 983. 16.0 Arak, Tankstelle, Campingplatz, unsere südlichste Übernachtung. KM-Stand seit
Ghardaia 988!
10.4.
11.30 Abfahrt von Arak mit einem Lastwagen, 13.00 Couscous im Café hinter Arak, 16 Uhr In Salah, Tanken, 22.00
Café Tigouentour, 23 Uhr Übernachtung auf dem Plateau du Tademait, um uns die riesige, weite Kieswüste.
Wir schlafen auf unseren Isomatten vor dem LKW.
11.4.
7.00 Abfahrt ohne Frühstück, Frühstück im Café‚ an der Abzweigung nach Timmimoun. Dann weiter bis El
Golea ohne zu Halten, tanken in Hassi Fahl, 13.30 Hassi Touiel, Essen im Restaurant Nedjma, 16.00 Abzweigung
Ghardaia-Ouargla, hier endet unsere Lastwagenfahrt. Cha Cha, unseren Fahrer (heißt der wirklich so) haben
wir auf den 800 KM davon überzeugt, dass er neue französische Franc von uns nehmen soll, und dass dies die
heutige Währung in Frankreich ist. Eigentlich wollte er mehrere tausend Franc haben, das müssen aber noch
alte gewesen sein. Wir geben ihm noch ein Hemd, einen Taschenrechner, einen Kugelschreiber, ein kleines
Fläschchen Parfum, ein Stück Seife und ein paar weitere Kleinigkeiten. Ab hier geht es die letzten Kilometer
mit dem Rad nach Ghardaia, wowir am Abend auf dem schon bekannten Campingplatz eintreffen.
Heute abend wollen wir feiern - wenns geht, mit einer Flasche Wein. Wir fragen in der Stadt ein paar junge Leute,
ob man irgendwo in Ghardaia Wein kaufen kann. Eigentlich haben wir keine Hoffnung - doch siehe da, es gibt einen illegalen Weinhandel. Ein Taxifahrer bringt uns hin. Wir fahren durch ganz Ghardaia - über die neue
Brücke Richtung Melika, vorbei am Busbahnhof, an einer JP Tankstelle und landen in irgend einem
Außenbezirk und halten schließlich vor einer Garage. Hier wird eine Sorte Rotwein verkauft - Bridja,
die Flasche zu 140 Din. Wir kaufen 3. Das Taxi kostet 50 Din. Es wird ein festliches Mahl auf dem Campingplatz.
12.4.
Morgens in Ghardaia, 12.30 Abreise mit dem Bus nach Touggourt, Unterwegs Kontrolle durch Polizei/Militär, alle
müssen aussteigen und sich ausweisen, nur Albert und ich dürfen den Bus nicht verlassen. 17 Uhr Ankunft in
Touggourt, Übernachtung auf dem Campingplatz Stadtmitte.
13.4.
8.00 Taxi nach El Oued, Ankunft 10.00, 11.30 Taxi El Oued – Grenze, an 13.00 Uhr. Das Passieren der
Grenze dauert lange, vor allem auf der tunesischen Seite. Um 15 Uhr liegt endlich der tunes. Zoll hinter uns,
weiter über Hazoua nach Nefta, starker Gegenwind, deshalb 40 Km mit einem Minibus (Peugeot 504). Von Nefta
mit dem Rad bei mörderischem Gegenwind nach Tozeur, Hotel Aicha. In Tozeur, herrscht trübes Wetter, viel Staub
in der Luft. 19.30 Ankunft
14.4.
Morgens von Tozeur mit dem Bus nach Metlaoui (an 13.30), Café Seldja. 19.30 Abfahrt des Zuges nach Tunis.
15.4.
6.00 Ankunft Tunis, kühl, Abflug Tunis – Frankfurt um 11.30 Uhr.
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